Brüssel - Kabeljau, Hering, Seelachs: Jahr für Jahr ziehen Europas Fischer viele Tausend Tonnen Fisch aus der Nordsee und dem Atlantik. Umweltschützer und Wissenschaftler warnen, dass etliche Fischbestände überfischt und bedroht sind. Für die Nahrungsmittelindustrie stehen allerdings Arbeitsplätze auf dem Spiel - und die Lust auf Fisch auf unseren Tellern wird auch nicht geringer. Die EU-Fischereiminister haben dies alles im Hinterkopf, wenn sie am Dienstag über die Fischfangquoten für 2018 verhandeln. Ein Überblick:

Was sind Fischfangquoten?

Mit den sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen (TAC - Total Allowable Catches) legt die EU fest, wie viel Fisch in einem bestimmten Jahr gefangen werden darf. Gerechnet wird dabei in der Regel in Tonnen. Die Obergrenzen gelten dann für einzelne Fischbestände - das heißt für jeweils eine Fischart in einem bestimmten Meeresabschnitt. Auf die EU-Staaten entfallen dann anhand der Gesamtfangmengen nationale Quoten. Wenn das in einer Quote erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, muss das jeweilige Land seinen Fischfang dort vorübergehend einstellen.

Wer bestimmt die Quoten?

Die EU-Kommission schlägt auf der Grundlage von wissenschaftlichen Empfehlungen den EU-Ländern konkrete Fangmengen vor. Die Entscheidung treffen dann letztlich die Fachminister der EU-Staaten. Vor allem Länder mit großen Fangflotten, wie etwa Frankreich oder Spanien - aber auch Italien, kämpfen dabei meist für höhere Quoten. Bei Beständen, die gemeinsam befischt werden, stimmt sich die EU zudem mit anderen Ländern wie etwa Norwegen ab.

Stehen noch andere Verhandlungen auf der Agenda?

Ja. Die Minister nehmen in diesem Jahr zusätzlich den Aal in den Blick. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass der Aal in Europa eine bedrohte Fischart ist. Für den Fisch gibt es allerdings keine Quotenregelungen. Die EU-Kommission hatte zunächst ein Fangverbot für die Ostsee vorgeschlagen, damit sich die angeschlagenen Bestände erholen können. Die Staaten hatten dem aber nicht zugestimmt und stattdessen im Oktober eine EU-weite Lösung gefordert. Die Brüsseler Behörde legte daraufhin einen Entwurf für ein umfassendes Aalfang-Verbot in Ostsee, Nordsee und dem europäischen Atlantikgebiet für 2018 vor. Ob dies Realität wird, ist aber offen. Deutschland sprach sich etwa bereits gegen die Idee aus.

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Ist der Aalfang schuld an der schlechten Situation? Experten zufolge ist die Zahl der in Europa vorkommenden Aale wegen einer Vielzahl an Faktoren deutlich zurückgegangen. Der bis zu 80 Zentimeter lange Fisch schwimmt im Laufe seines Lebens Tausende von Kilometern durch den Atlantik und wechselt vom Salz- ins Süß- und zurück ins Salzwasser. Sobald die Jungaale nach ihrer Wanderung im Meer an den europäischen Küsten ankommen, werden sie in vielen Regionen als Glasaale befischt. Als mögliche Gründe für die Bestandsrückgänge gelten auch die Klimaveränderung und damit verbundene Faktoren wie geänderte Strömungen. Die Aale, die es in die Flüsse schaffen, müssen zudem Kraftwerken oder chemischen Belastungen trotzen.

Der Internationale Rat für Meeresforschung empfiehlt seit langem, die Sterblichkeit von Aalen im gesamten Verbreitungsgebiet zu senken. Das ist einer der Gründe, warum die EU-Kommission bereits von allen Mitgliedsstaaten Aal-Bewirtschaftungspläne verlangt. Diese erwiesen sich bislang aber nicht als ausreichend.

Von Alkimos Sartoros

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