Brüssel – Ein leckeres Honig-Brötchen zum Frühstück, das gehört für viele Deutsche zum Start in den Tag dazu. Mehr als ein Kilo Honig isst jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr, deutlich mehr als der EU-Durchschnitt. Aber ist es wirklich immer nur Honig, der da glänzt? Experten beklagen einen erheblichen Anteil aus Profitgier gepanschter Ware. Dies gilt nach Angaben des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament vor allem, aber nicht ausschließlich für Import-Honig.

Bessere Kontrollen und mehr Transparenz

Das Europäische Parlament stimmt in dieser Woche über Vorschläge ab, um unter anderem die Verbreitung von verfälschtem Honig auf dem europäischen Markt einzudämmen. Gefordert werden bessere Kontrollen, härtere Strafen und klarere Kennzeichnungen. Bereits am Mittwoch diskutierten die Parlamentarier in Brüssel außerdem über besseren Schutz von Bienen und Unterstützung für europäische Imker.

In Deutschland können nur 20 Prozent des Bedarfs von heimischen Honigproduzenten gedeckt werden, EU-weit liegt der Anteil bei 60 Prozent. Rund 200 000 Tonnen Honig importiert die EU jährlich. Neben China sind Mexiko und Ukraine wichtige Exportländer.

Nach Parlamentsangaben erfüllen die importierten Produkte häufig die in der Union geltenden Standards nicht: Bei Tests des gemeinsamen Forschungszentrums der EU-Kommission fielen 20 Prozent der Proben durch. So wird nach Angaben der Forscher etwa Zucker zugesetzt – was bei dem Naturprodukt Honig nicht zulässig ist. Die vergleichsweise teure Ware wird so mit billigen Mitteln gestreckt. Gesundheitlich ist das unbedenklich, aber Verbraucher werden getäuscht.

Vor allem Honig aus China, dem weltgrößten Exporteur und größten Lieferanten Europas, steht immer wieder unter Pansch-Verdacht. Chinesischen Importhonig etwa gibt es nach Angaben des Deutschen Imkerbundes auf dem Weltmarkt bereits für 1,20 Euro pro Kilogramm. Dagegen kostet in Deutschland produzierter Honig 12 bis 15 Euro pro Kilo. Die chinesischen Hersteller verstünden es sehr gut, Honig zu verfälschen, sagt Imkerbund-Präsident Peter Maske. Strecken mit Fructose – also Fruchtzucker – ist nur eine der Möglichkeiten.

Bereits hohe Qualitätsstandards

Können sich Deutsche also überhaupt sicher sein, dass sie sich echten Honig aufs Brot schmieren? Für Helmut Horn ist die Antwort eindeutig: ja. Honig sei in Deutschland eines der am besten kontrollierten Nahrungsmittel, sagt der Experte für Honiganalyse an der Landesanstalt für Bienenkunde im baden-württembergischen Hohenheim. Auch alle Importe – das schließt Honig aus anderen EU-Ländern ein – würden getestet. Allein auf den Tischen der Landesanstalt landen rund 1500 Proben im Jahr, viele kommen von deutschen Imkern, manche auch von industriellen Herstellern.

Abnahmeprobleme hätten deutsche Imker nicht, sagt Maske. Viele hätten höchstens zehn Bienenvölker, von denen jedes etwa 20 bis 30 Kilogramm Honig pro Jahr bringt. «Die meisten haben zu Weihnachten schon keinen Honig mehr», sagt Maske. «Er wird ihnen aus den Händen gerissen.»

Aber könnte das nicht auch zum Panschen verleiten? Wer seinen deutschen Honig etwas streckt, könnte ja noch mehr Profit machen. Horn versteht die Frage, bricht aber eine Lanze für deutschen Honig. Das Problem gebe es nicht, versichert er. «Das würde uns auffallen.» Fachleute wie Horn prüfen unter anderem die Zusammensetzung des Zuckers im Honig, den pH-Wert und den Aminosäuregehalt. Der Honiganalyst kann mit dem Mikroskop zudem herausfinden, woher ein Honig kommt. Die Zusammensetzung der Pollen verrät es ihm. So kann er zudem sagen, ob mehrere Sorten gemischt wurden. Nur bei solchen Mischprodukten der Lebensmittelindustrie findet er nach eigenen Angaben auch gelegentlich Hinweise, dass Honig gestreckt wurde.

Mischen erlaubt – Kennzeichnung soll besser werden

Honig zu mischen, ist nicht verboten – und auch keine Panscherei. Trotzdem lässt dies Verbraucher oft im Unklaren. Denn die Deklaration verrät oft nicht, woher der Honig genau herkommt. Imkerbund-Präsident Maske sagt, es sei ausreichend zu schreiben: Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern. Kommt er aus Deutschland oder Rumänien, China oder Mexiko? «Der Verbraucher ist der Geprellte», sagt Maske. «Er weiß nicht, was er isst.» Der Deutsche Imkerbund vergibt ein eigenes Qualitätslabel für deutschen Honig.

Für die Verbraucherorganisation Foodwatch ist die aktuelle EU-Kennzeichnung eine «Farce». Aus ihrer Sicht müssten die Hersteller von Lebensmitteln verpflichtet werden, mindestens die Herkunftsländer der Hauptzutaten ihrer Produkte anzugeben.

Das sieht auch der ungarische EU-Abgeordnete Norbert Erdős so, der die Initiative ins Parlament eingebracht hat. Er fordert eine klare Angabe der Herkunft und, bei gemischtem Honig, der Sortenanteile.

Nach der Debatte am Mittwoch wollen die EU-Parlamentarier an diesem Donnerstag über die Resolution abstimmen. Bezogen auf die Kontrollen ist sie ein Appell an die Mitgliedsstaaten, die dafür zuständig sind. Bei der Kennzeichnung ist hingegen die EU-Kommission gefordert.

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