St Andrews – Lange Küsten, rauer Wind - Großbritanniens geografische Lage macht das Land zum idealen Standort für Windkraftanlagen. Besonders Schottland bietet großes Potenzial.

Deutsche und europäische Unternehmen haben in der Vergangenheit im großen Stil in den britischen Energiemarkt investiert. Doch wegen des Brexits herrscht große Ungewissheit. Noch ist nicht abzusehen, in welchem Verhältnis Brüssel und London in Zukunft stehen werden. Im schlimmsten Fall könnten ausländische Investoren den Zugang zum Markt verlieren.

«Der Brexit-Beschluss hat bereits zu einer Verunsicherung von ausländischen Investoren geführt», sagt Joachim Schleich, Professor für Energiewirtschaft an der Grenoble École de Management.

Brexit sorgt für Verunsicherung

Siemens kündigte kurz nach dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr an, auf geplante Neu-Investitionen in Windkraftanlagen vorerst zu verzichten, revidierte diese Entscheidung jedoch wenig später. Trotzdem sei mit dem Brexit «Unsicherheit» entstanden, erklärt ein Sprecher von Siemens Gamesa, der Windkraft-Tochter des Konzerns. «Großbritannien ist für uns ein wichtiger Offshore-Markt und soll es auch bleiben.» Auch der portugiesische Energieversorger Energias de Portugal zog eine Verschiebung von Investments für Windkraftprojekte in Schottland in Erwägung.

«Ich glaube, wir sehen eine zwei- bis dreijährige Pause für diese großen Energieprojekte, bei denen die Finanzierung international wäre», schätzt Richard Slark, Windkraftexperte der finnischen Beratungsfirma Pöyry.

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Im Jahr 2016 wurden weltweit Windkraftanlagen mit einer Leistung von mehr als 54 Gigawatt (GW) gebaut. Rund um den Globus stehen damit Windkraftanlagen - an Land und im Meer - mit einer Leistung von fast 487 Gigawatt.

Der schwedische Energieriese Vattenfall hingegen hält an einem Investment von rund 330 Millionen Euro (300 Millionen Pfund) in einen Windpark vor der schottischen Küstenstadt Aberdeen fest. Das Vorhaben war über Jahre hinweg in den Schlagzeilen, weil Vattenfall den Windpark unmittelbar vor einem der Golfplätze von US-Präsident Donald Trump errichtet. Zugleich handelt es sich um ein Pilotprojekt, das Offshore-Windkraft rentabler machen könnte.

Gerade Schottland bietet großes Potenzial

Lange Zeit waren die Ausgaben für Offshore-Windkraft weitaus höher als für Windräder auf dem Land. Noch im vergangenen Jahr sprachen Experten von doppelt so hohen Kosten. Doch gerade Schottland mit seinen langen Küsten und das teils stürmische Wetter bietet großes Potenzial.

Am 7. August 2016 hatte es sogar derart gestürmt, dass laut einer Berechnung der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) erstmals die erzeugte Energie den Verbrauch Schottlands überstieg. Um Heiligabend 2016 herum wiederholte sich dieses Szenario sogar für vier Tage in Folge. «Da rund 25 Prozent von Europas Offshore-Windenergie an der schottischen Küste erzeugt wird, gibt es großen Optimismus für eine Fortentwicklung von Offshore-Windenergie in Schottland», teilt die Regierung in Edinburgh mit.

Eigentlich könnte die Branche in Schottland und in ganz Großbritannien positiv in die Zukunft blicken, wäre da nicht der Brexit. Ein Strategiepapier der schottischen Regierung zur Energiepolitik warnt deutlich, dass «ein Ausstieg aus dem europäischen Binnenmarkt» das Land «zu weniger attraktiven Adresse für ausländische Investments» machen könnte.

Auch EU-Förderungen sind gefährdet

Auch Förderungen der EU und der Europäischen Investmentbank (EIB) könnten mit dem EU-Ausstieg wegfallen. Aktuell betragen diese für Infrastruktur und Forschung im Energiesektor rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Auch Nicht-EU-Mitglieder können von der EIB gefördert werden, aber die Mitgliedsstaaten haben Vorrang.

Die Verunsicherung wird auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht weichen. Der Verhandlungsprozess steht weiterhin erst am Anfang. Deshalb ist von vielen Unternehmen wie Siemens Gamesa zu hören: «Sofern man noch nicht weiß, was die wirklichen Folgen sind, dann kann man sie nicht diskutieren.»

Von Constantin Eckner

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