Brüssel - Angesichts zunehmender Krisen und Unsicherheiten soll der Euro nach dem Willen der EU-Kommission global eine wichtigere Rolle spielen. Entsprechende Ideen legte die Brüsseler Behörde nun vor. Vor allem Energieimporte in die EU sollen demnach künftig stärker in Euro abgewickelt werden. In den USA dürften die Ideen neuen Unmut auslösen.
Der Euro ist seit seiner Einführung vor 20 Jahren die zweitwichtigste Währung der Welt. In den 19 Euro-Staaten nutzen ihn etwa 340 Millionen Bürger tagtäglich. 60 Länder weltweit verwenden ihn zudem oder haben ihre Währung an den Euro gebunden - darunter die EU-Staaten Bulgarien und Dänemark. Er macht ein Fünftel der Fremdwährungsreserven ausländischer Zentralbanken aus. Mehr als ein Drittel aller internationalen Transaktionen wird in Euro abgewickelt. Die weltweit mit Abstand wichtigste Währung ist seit Jahrzehnten aber der US-Dollar.
«Der Euro sollte das politische, wirtschaftliche und finanzielle Gewicht der Eurozone widerspiegeln», forderte nun EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis. Dafür müssten europäische Staaten, Firmen und Marktteilnehmer an einem Strang ziehen.
Staaten und Firmen sollen stärker auf den Euro setzen
Direkten Einfluss kann die EU-Kommission da kaum nehmen. Darüber, welche Währung verwendet wird, entscheidet der Markt weitgehend selbst. Die Brüsseler Behörde will aber zumindest einige historisch gewachsenen Gewohnheiten beeinflussen. Das betrifft vor allem den Energiesektor.
Die Energieimporte der Europäischen Union belaufen sich nach Kommissionsangaben pro Jahr auf rund 300 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil davon - vor allem bei langfristigen Verträgen - wird jedoch nicht in Euro abgerechnet. Lieferungen aus Russland oder dem Nahen Osten werden größtenteils in Dollar bezahlt. Die für die Weltwirtschaft maßgeblichen Ölpreise werden in Dollar berechnet.
Die EU-Kommission will Staaten und Unternehmen nun dazu ermuntern, stärker auf den Euro zu setzen. Auch weil die Abhängigkeit von anderen Währungen - vor allem vom Dollar - politisch riskant und wirtschaftlich kostspielig werden kann.
«Derzeit erleben wir, wie die wichtigste Währung der Welt - der Dollar - zum Problem für die Weltwirtschaft werden kann», sagte der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, unlängst. «Wenn diese Währung [...] ihre Zinsen erhöht und gleichzeitig aufwertet, geraten Unternehmen und eventuell ganze Länder, die sich zuvor in Dollar verschuldet haben, in Probleme.» Er bezieht sich damit auf die Leitzinserhöhungen in den USA.
Diese Erfahrung machte zuletzt etwa die wirtschaftlich angeschlagene Türkei. Die türkische Lira verlor stark an Wert; Unternehmen, die in Fremdwährungen verschuldet sind, bekamen zunehmend Schwierigkeiten, ihre Schulden zu begleichen. «Darüber hinaus gibt es jetzt leider eine neue Erfahrung», sagt Regling. «Die Trump-Regierung benutzt den Dollar zunehmend als Instrument für außenpolitische Ziele.»
Der Euro krisenfester und attraktiver werden
Die USA setzten unlängst etwa trotz internationaler Proteste umfangreiche Sanktionen gegen den Erzfeind Iran in Kraft. Damit soll die Öl- und Bankwirtschaft des Landes geschädigt und die Islamische Republik zu außenpolitischen Zugeständnissen genötigt werden. Die USA werfen dem Iran unter anderem vor, die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas und im Libanon die schiitische Hisbollah-Miliz zu unterstützen.
Washington will vor allem ausländische Firmen bestrafen, die sich den Sanktionen nicht beugen. Die Unternehmen sollen vom US-Finanzsystem abgeschnitten werden und könnten damit auch keine Geschäfte mehr in Dollar abwickeln. Angesichts der weltweiten Dominanz der US-Währung müssten sie dadurch massive Einbußen fürchten.
Angesichts dessen plädiert die EU-Kommission auch dafür, weitere Reformen voranzutreiben, um den Euro krisenfester und attraktiver für internationale Anleger und Unternehmen zu machen. Damit würde in Europa das Wachstum gefördert und gleichzeitig die Autonomie Europas in der Welt gestärkt, meinte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.
Langfristig sind dafür etwa die Schaffung eines europäischen Sicherungssystems für Sparguthaben bei Banken, die Ernennung eines EU-Finanzministers sowie ein harmonisierter europäischer Kapitalmarkt im Gespräch. Im Detail gibt es dabei aber noch etliche Hürden und Probleme.
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber fasst es so zusammen: «Der Euro wird langfristig nur dann international eine gewichtige Rolle spielen, wenn an seiner Stabilität nicht die geringsten Zweifel bestehen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Mitgliedstaaten der Eurozone ihre Staatsverschuldung im Griff haben.»
Von Alkimos Sartoros, dpa
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